Wirtschaftsbetriebe Meppen starten mit ökologischem Landbau
Ökologisch wirtschaften unter militärischen Rahmenbedingungen
Bonn/Lathen, 4. Februar 2021. Nach einer intensiven Vorbereitungsphase konnten nun rund 150 Hektar der landwirtschaftlichen Flächen der Wirtschaftsbetriebe Meppen (WBM) auf ökologischen Landbau umgestellt werden. Die Ökoanbau-Zertifizierung bringt die WBM, die zur Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gehören, auf ihrem Weg einer umweltverträglicheren Landwirtschaft voran.
Die Zertifizierungsstelle und die Biodiversitätsberatung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen betreuen die Umstellung auf Ökoanbau bei den Wirtschaftsbetrieben Meppen.
Im Nordwesten der Republik in den Weiten des Emslandes befinden sich die Wirtschaftsbetriebe Meppen, die als einziger landwirtschaftlicher Betrieb von der BImA in Eigenregie bewirtschaftet werden. In erster Linie dienen die Betriebsflächen der WBM der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD 91) Meppen als Schutzareal und potentielles Erweiterungsgelände für ihre Schießübungen. Bei der WTD werden Waffen und Munition getestet. Die WBM haben die Aufgabe, auf dem Militärareal die landwirtschaftlichen Flächen zu bewirtschaften. Dabei müssen sich die Meppener Wirtschaftsbetriebe stets den militärischen Anforderungen unterordnen. Dies bedeutet beispielweise, dass das Gelände während des Schießbetriebs nicht betreten werden darf. Die landwirtschaftliche Bewirtschaftung ist dann tagsüber nur eingeschränkt möglich, weil das Militärareal weiträumig mit Schranken abgeriegelt wird. „Das Gelände darf nur in enger Abstimmung mit der WTD betreten werden“, berichtet Betriebsleiter Martin Möllering. „Die Erlaubnis muss täglich neu eingeholt werden.“
Blühstreifen für Bienen
Schon seit längerem steht bei den WBM, die nach konventioneller Wirtschaftsweise betrieben werden, eine ökologisierte Landbewirtschaftung auf der Agenda. Unterschiedlichste Maßnahmen zur Artenvielfalt sowie Insekten- und Klimaschutz dokumentieren dies – zum Beispiel bienenfreundliche Blühstreifen und Kulturen. Mit der Umstellung des Naturhofes Kellerberg auf ökologischen Landbau soll der damit eingeschlagene Weg nun weiter forciert und erprobt werden.
„Insgesamt zwei Jahre dauert die Umstellungsphase. Erst danach gilt die Produktion als ökologisch gemäß der entsprechenden EU-Verordnung“, erläutert Martin Möllering. Die Umstellung wird dabei eng von der Zertifizierungsstelle sowie der Biodiversitätsberatung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen begleitet. Deren Beratung und die damit verbundenen Kontrollen gewährleisten, dass die Produkte entsprechend den Richtlinien angebaut werden und die anschließende Vermarktung gesichert ist.
Der Einsatz des Striegels dient dazu, mechanisch das Beikraut zu reduzieren (Fotos: BImA).
Enges Zeitfenster für die Feldarbeit
„Durch die ökologische Wirtschaftsweise wird allerdings der Arbeitszeiteinsatz deutlich erhöht“, erläutert der WBM-Betriebsleiter. „Insbesondere die zeitaufwendige mechanische Bodenbearbeitung sowie die sogenannte Beikrautregulierung und das Ausbringen von organischem Dünger sind hier zu nennen.“ Hinzukommen die gestiegenen Ansprüche, die pflanzenphysiologisch richtigen Zeitspannen für die einzelnen Feldarbeiten einzuhalten. Zum Beispiel kann das sogenannte Striegeln der Erbsen zum falschen Zeitpunkt dazu führen, dass die Hülsenfrüchte beschädigt werden. Das Striegeln sorgt normalerweise dafür, dass Beikräuter und Gräser auf den Feldern reduziert werden. Ungünstige Witterungsbedingungen für die anstehenden Arbeiten im Zusammenspiel mit geschlossenen Schranken der WTD könnten allerdings verhindern, dass die Arbeiten zügig erledigt werden können und den Erfolg der ökologischen Bewirtschaftung gefährden. „Jetzt hoffen mein Team und ich, dass durch unseren Einsatz und mit dem nötigen Wetterglück der Start in den ökologischen Landbau erfolgreich verläuft“, sagt Martin Möllering.
Vom „Kruppschen Gut“ zum Naturhof
Um die WTD 91 Meppen errichten zu können, hat die Bundeswehr im Jahr 1957 die weitläufigen Flächen von der Firma Krupp angekauft. Das Areal setzte sich aus insgesamt sieben ehemaligen sogenannten „Kruppschen Gütern“ zusammen. Eines dieser Güter, dessen Flächen nun ökologisch bewirtschaftet werden, trägt den Namen Kellerberg und ist damit der Namensgeber für den neuen Naturhof Kellerberg.