Wie aus Besatzern Freunde wurden

WDR-Doku: „Very British NRW“

Michael Whitehurst (rechts) hat jahrelang selbst in der Bielefelder Catterick Kaserne gedient und zeigt Max Meis die Spuren, die die Briten dort hinterlassen haben. Die Tankstelle ist nicht nur original, sondern immer noch funktionstüchtig (Foto: BImA).

Bonn/Bielefeld, 14. August 2024. Es waren die Briten, die 1946 das Bundesland Nordrhein-Westfalen gründeten und es bis heute prägen. Über 20.000 Soldaten waren einst zwischen Niederrhein und Ostwestfalen stationiert, geblieben sind abgesehen von Großübungen wenige Hundert auf dem Truppenübungsplatz Sennelager in Paderborn – einer Liegenschaft der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Max Weis hat eine kurzweilige Dokumentation über die Briten gedreht, dafür in Archiven gewühlt und durfte sogar bei Manövern dabei sein. Entstanden ist die Dokumentation „Very British NRW“. Sie ist am 16. August im WDR-Fernsehen und ab sofort in der ARD-Mediathek zu sehen.

 Er habe immer Berührungspunkte mit den Briten gehabt, erzählt der Filmemacher bei einem Rundgang über die ehemalige Catterick-Kaserne in Bielefeld. „Im Bus waren sie wegen ihrer Schuluniformen gut zu erkennen. Und wenn früher nachts junge Männer im Schnee und nur in Boxershorts getanzt haben, mussten es Briten sein“, lacht er. Für ihn war das der Anlass, sich auf Spurensuche zu begeben: „Ich wollte wissen, was von den Briten heute noch im Alltag übrig ist. Vielen jungen Menschen ist nicht bewusst, welche Bedeutung sie für das Bundesland haben.“

Panzer sind cooler als Autos – Jasmin arbeitet als deutsche Zivilistin für die britische Armee (Foto: WDR/Längengrad Filmproduktion).

Statt Komplettabzug neue Investitionen

Einen Mitstreiter fand er in Michael Whitehurst, dem Pressesprecher der britischen Armee in Deutschland, der immer noch in Paderborn seinen Dienst tut. „Ich wäre enttäuscht, wenn man zwischen Briten und Deutschen nicht von einer großen Freundschaft sprechen würde“, betont er. Deshalb machte er es möglich, dass der Dokumentarfilmer auf dem Truppenübungsplatz und sogar bei Übungen drehen durfte. „Bis zu 20.000 Soldaten sind in dieser Zeit hier, unser Auftrag und unsere Wichtigkeit haben enorm zugenommen.“ Denn eigentlich hätten alle britischen Truppen bis 2020 abgezogen werden sollen – doch in Paderborn soll nun sogar investiert werden.

An Panzern statt an Autos schrauben

Im Film trifft man als Zuschauer auch auf Zivilisten wie Jasmin, die dort Arbeit gefunden hat und Panzer repariert. „Jeder KFZ-Mechatroniker findet 1.200 PS ganz cool. An Autos kann man auch in der Freizeit schrauben“, sagt die 22-Jährige. Der britische Veteran Terrance Daytes erinnert sich vor der Kamera an viel Alkohol und wüste Keilereien unter Soldaten. Und an Schilder an Kneipentüren: „Out of Bounds“ – ein klares Signal an die Briten, dass sie hier keinen Zutritt haben. Zu berüchtigt waren sie. Es geht aber auch um Liebe, die in den Anfangsjahren verboten war, aber wegen der so mancher in Deutschland blieb. Dazu gibt es in 45 Minuten viel aus dem Archiv zu sehen. Zum Beispiel als Queen Elizabeth II. 1977 Paderborn besuchte und die größte Truppenparade nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Zeichen der Freundschaft und Verbundenheit mit Europa in der Senne abnahm. Der WDR übertrug das Spektakel seinerzeit live im Fernsehen. Und bis heute besuchen Mitglieder der königlichen Familie regelmäßig ihre Truppen in Deutschland.

Zu sehen ist die Dokumentation „Very British NRW“ am Freitag, 16. August, um 20.15 Uhr im WDR-Fernsehen. Zudem ist sie ab sofort online in der ARD-Mediathek abrufbar.