Lückenschluss in der zentralen HafenCity

Architektur für Neubau des Hauptzollamtes Hamburg entschieden

Bonn/ Hamburg, 14. November 2024. Zwischen Shanghaiallee und Lohsepark findet sich eine der letzten Baulücken in der zentralen Hamburger HafenCity. Hier entsteht künftig das neue Hauptzollamt Hamburg. Den Architekturwettbewerb konnte das Frankfurter Architekturbüro Dietz Joppien Hammerschmidt GmbH zusammen mit agn Niederberghaus & Partner GmbH, Ibbenbüren, für sich entscheiden. 

Ein Päckchen beim Zoll abholen und im selben Gebäude eine Tasse Kaffee trinken: Der Entwurf für das neue Hauptzollamt Hamburg sieht neben der Nutzung des Zolls auch Gewerbeeinheiten, unter anderem für ein Café, vor (Bild: DJH Architekten/Ponnie Images).

„Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als zentrales Immobilienunternehmen des Bundes und Bauherrin freut sich, dass der Architektenwettbewerb erfolgreich abgeschlossen wurde und nunmehr ein repräsentativer Neubau für das Hauptzollamt Hamburg realisiert werden kann", äußert sich Stefan Kortmann, Hauptstellenleiter des Geschäftsbereiches Facility Management der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Rostock.

Flexible Teamflächen und einladender Stadt-Raum

Der Gewinnerentwurf sieht ein energieeffizientes modulares Gebäude mit alternativen Baustoffen wie Holz und Keramik, flexibel nutzbaren modernen Arbeitswelten und öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss vor. Der Baubeginn ist für Anfang 2028 geplant.

„Die einfühlsame Arrondierung eines außergewöhnlichen Stadtblocks durch einen zurückhaltenden, aber selbstbewussten Baukörper ist unser Grundgedanke", so Christopher Hammerschmidt, Geschäftsführer Dietz Joppien Hammerschmidt GmbH. "Das offene und helle Gebäude bietet den Nutzern langfristig kommunikative und flexible Teamflächen. Zugleich schaffen die öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss einen lebendigen und einladenden Stadt-Raum und einen Mehrwert für alle.“

Vereint am neuen Standort

Bereits 2011 zog das Hauptzollamt Hamburg-Stadt in einen Neubau an der Shanghaiallee. Mit der Erweiterung des Standorts werden weitere Dienste, die bisher voneinander getrennt sind, an einer zentralen repräsentativen Adresse vereint. Das neue Gebäude wird auf dem gegenüberliegenden Grundstück neben dem Automuseum Prototyp errichtet. Beide Grundstücke befinden sich im Eigentum der BImA.

„Mit dem Neubau in der HafenCity direkt gegenüber unserem ersten Gebäude in der Koreastraße schaffen wir nicht nur ein attraktives Arbeitsumfeld für unsere Beschäftigten, sondern sorgen für kürzere Wege notwendiger Abstimmungsprozesse", freut sich Jens Möller-Lentvogt, stellvertretender Leiter Hauptzollamt Hamburg.

Die organisatorischen und fachlichen Abläufe innerhalb des Zolls Hamburg werden durch die Verdichtung des Standorts optimiert. Das neue Gebäude schafft moderne Konferenz- und Besprechungsräume, die die Beschäftigten variabel nutzen können. Die Büro- und Arbeitsflächen sind dank einer gut durchdachten Konstruktion flexibel auf zukünftige Entwicklungen in der räumlichen Organisation und Arbeitswelt anpassbar. Weiterhin werden ein Café sowie eine Gewerbefläche im Erdgeschoss untergebracht, um einen lebendigen und attraktiven Beitrag zum städtischen Leben auch in Richtung des angrenzenden Lohseparks zu schaffen.  

Mitten in der zentralen HafenCity wird sich das Hauptzollamt befinden (Bild: FotoFrizz).

Architekturwettbewerb mit 93 teilnehmenden Büros

Insgesamt nahmen 93 Büros in der ersten Phase und elf Büros in der zweiten Phase an einem offenen, interdisziplinären Realisierungswettbewerb teil, den die BImA als zentrales Immobilienunternehmen des Bundes ausgelobt hatte. Das Preisgericht unter Vorsitz der Stuttgarter Architektin Jóruun Ragnarsdóttir ließ sich von dem Entwurf des Büros Dietz Joppien Hammerschmidt überzeugen – vor allem durch die gelungene städtebauliche Einfügung in die ein durch denkmalgeschützte Gebäude wie der Kaispeicher B, eine ehemalige Fabrikanlage in der Shanghaiallee und das UNESCO-Welterbe Speicherstadt geprägt ist. 

Aber auch die ansprechende Umsetzung modularer Bauweisen sowie die Erfüllung der gesetzten Nachhaltigkeitsziele gaben den Ausschlag. „Ausgangspunkt der Arbeit ist der städtebauliche Wunsch, sich harmonisch in die heterogene Umgebung einzufügen. Dies gelingt durch einen gut proportionierten Baukörper mit wenigen, gut gesetzten Akzenten, die die ruhige Keramikfassade unterbrechen“, so die Jury. Auch die gewünschte Außenwirkung zum öffentlichen Raum sowie die Erschließung des Gebäudes für Besucher und Bedienstete sei angenehm und gut lesbar gelungen. Nicht zuletzt wurde der Bezug zu den vorhandenen Grünräumen des Lohseparks sowie die geplanten Dachterrassen gewürdigt.

Nachhaltiges Konzept mit zeitsparender Bauweise

Der Neubau entspricht dem Energieeffizienzstandard Bund 40 (EGB 40) und unterstreicht damit die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung. Dieser Gebäudestandard stellt hohe Anforderungen an die Energieeffizienz hinsichtlich des Primärenergiebedarfs und des Transmissionswärmeverlustes. Gebäude dieses Energiestandards verbrauchen 60 Prozent weniger Energie als gesetzlich vorgegeben. Die Anwendung von modularem bzw. seriellem Bauen verspricht eine kurze Bauzeit der Obergeschosse. Eine CO2-minimierte Holz-Hybridkonstruktion und vorgefertigte Trag- und Fassadenelemente stellen einen optimierten Bauablauf sicher. Die Montage der Bauteile wird eng mit der Produktion und Baulogistik abgestimmt. Damit können sowohl Emissionen vor Ort sowie die Baustelleneinrichtungsflächen reduziert werden. Auf dem beengten Baugrundstück kann so ein optimierter Montageablauf sichergestellt werden.

Das geringere Gewicht der Holz-Hybridkomponenten spart CO2 beim Materialtransport und in der Herstellung. Auch die Recyclingfähigkeit aller Komponenten wird durch vorgeplante Montageverbindungen sichergestellt. Ein innovatives Technikkonzept mit Wärmepumpen, adaptiver Lüftungs- und Verschattungstechnik sowie optimierter Regenwasserspeicherung sind ebenfalls Bestandteile des Nachhaltigkeitskonzepts. Eine wichtige Qualität für Nutzer und Stadtklima werden begrünte Freibereiche wie ein Dachgarten, Terrassen und Balkone. In bestimmten Teilbereichen, insbesondere an der Südfassade des Innenhofs, erfolgt eine zusätzliche Begrünung der Fassaden durch bodengebundene Pflanzen.

Aufgrund der besonderen dienstlichen Anforderungen des Zolls erhält das Gebäude einen viergeschossigen Unterbau mit Tiefgarage. Die Zu- und Abfahrtsbereiche im Erdgeschoss konnten jedoch minimiert werden. Große Bereiche bleiben öffentlichen Nutzungen wie den Gewerbe- und Caféflächen vorbehalten.

Weitere Preisträger

Den 2. Preis des Wettbewerbs gewann das Hamburger Büro kbnk Architekten GmbH mit HPS Planungsbüro Schumacher GmbH aus Rheinbach. Mit dem 3. Preis wurde die ARGE von Atelier Britz und Haupt, Hamburg, mit WPW Ingenieure, Saarbrücken, prämiert. Eine Anerkennung erhielten MOELLER SOYDAN PartGmbB aus Berlin mit HDH Berlin GmbH und PICHLER Ingenieure GmbH, ebenfalls Berlin. Die zweite Anerkennung ging an TOPOTEK 1 Architektur GmbH, Zürich, mit Winter Ingenieure für Gebäudetechnik Hamburg GmbH. Die Jury lobte abschließend die insgesamt sehr hohe Qualität der eingereichten Beiträge.

Öffentliche Ausstellung der Entwürfe 

Alle Entwürfe der ersten und zweiten Wettbewerbsphase werden im InfoCenter HafenCity ausgestellt. Der Zugang ist kostenfrei.
Dauer der Ausstellung:          14. – 24. November 2024
Öffnungszeiten:                      Dienstag bis Freitag 10-17 Uhr und Samstag / Sonntag 11-17 Uhr 
Adresse:                                 HafenCity InfoCenter Kesselhaus, Am Sandtorkai 30, 20457 HH