Kunstwerke für vier Arbeitsbereiche des Bundeskriminalamts in Berlin ausgesucht
Bewerberverfahren für „Kunst am Bau“-Wettbewerb entschieden
„O.T.“ von Tobias Hantmann, 2021, Entwurf für den „Kunst am Bau“-Wettbewerb im Rahmen des Projekts „Herrichtung der Liegenschaft Puschkinallee 52 in Berlin für das Bundeskriminalamt“ (© Tobias Hantmann).
Bonn/Berlin, 29. Juni 2021. Im Rahmen des von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ausgerichteten „Kunst am Bau“-Wettbewerbs hat sich die Preisjury für die Realisierung von vier Kunstwerken ausgesprochen. Die jeweiligen Kunstwerke sind für den Gebäudekomplex an der Puschkinallee 52 im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick für das Bundeskriminalamt (BKA) gedacht. Neben den siegreichen Entwürfen können alle eingereichten Arbeiten ab Montag, 5. Juli, bis Freitag, 16. Juli 2021, in der Ausstellung im Berliner Kronprinzenpalais jeweils von Montag bis Freitag, 11 bis 17 Uhr, besichtigt werden. Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos.
Ziel des „Kunst am Bau“-Wettbewerbs war es, künstlerische Konzepte für vier Arbeitsbereiche des Berliner BKA-Gebäudekomplexes zu erhalten: den Präsidialbereich, die Magistrale, das Eingangsfoyer und das Foyer des Besprechungsraums im Erdgeschoss. Es kamen Deckenarbeiten, Wandarbeiten, hängende Installationen, Licht- und Videoobjekte sowie interaktive Installationen in Frage. Dabei waren freischaffende, professionelle Künstlerinnen und Künstler sowie Künstlergruppen mit Wohn- oder Arbeitssitz in Deutschland teilnahmeberechtigt. Im Zuge des offenen Bewerbungsverfahrens sind 351 Bewerbungen, teilweise für mehrere Standorte, eingegangen. Aus den eingegangenen Bewerbungen wurden in der Zeit vom 4. bis 9. Dezember 2020 von einem Auswahlgremium 46 künstlerische Positionen zur Teilnahme am Wettbewerb ermittelt und eingeladen. Im Anschluss tagte das Preisgericht vom 14. bis 16. Juni 2021 unter dem Vorsitz von Professorin Barbara Wille (Künstlerin, Hochschule für Bildende Künste Dresden) im Kronprinzenpalais in Berlin. Dabei standen in erster Linie die Entwurfsidee und der Leitgedanke im Fokus der Betrachtungen durch das Preisgericht.
Wandgestaltung „Den Wald vor lauter Bäumen“ von Tom Früchtl, 2021, Entwurf für den „Kunst am Bau“-Wettbewerb im Rahmen des Projekts „Herrichtung der Liegenschaft Puschkinallee 52 in Berlin für das Bundeskriminalamt“ (©Tom Früchtl).
Nach eingehender Beratung sprach das Preisgericht schließlich für jeden Standort eine Realisierungsempfehlung aus.
1) Präsidialbereich
Für den Präsidialbereich wurde der Entwurf „O. T.“ von Tobias Hantmann zur Realisierung empfohlen. „Dieser überzeugte durch die einfache, sinnliche und sensible Geste sowie ihre materialisiert performative Spur, die in ihrer Reduktion berührt“, urteilte das Preisgericht.
2) Magistrale
Die Magistrale im 1. Obergeschoss des Berliner BKA-Gebäudekomplexes verbindet die unterschiedlichen Arbeitsbereiche der Liegenschaft und ist eine Kommunikationszone mit angegliederten Pausen- und Ruhezonen für die Beschäftigten des Bundeskriminalamtes. Die Wandgestaltung „Den Wald vor lauter Bäumen“ von Tom Früchtl geht auf diesen kommunikativen und offenen Charakter der Magistrale nach Ansicht des Preisgerichts sehr gut ein: „Die Arbeit macht Spaß, weil sie jeden abholt und viele Qualitäten in sich birgt. Der ganze Raum wird bespielt. Die Form von Dekonstruktion in den Motiven findet eine interessante Anwendung, weil die Versatzstücke eine Eigenständigkeit haben und sich wieder neu zusammensetzen. Die Zitate aus den Comics schaffen einen Bezug, der alle Generationen anspricht und keine ikonografische Schwere verursacht. Die Kommunikation in dem Bereich wird unterstützt.“
„RIFIFi“ von inges idee, 2021, Entwurf für den „Kunst am Bau“-Wettbewerb im Rahmen des Projekts „Herrichtung der Liegenschaft Puschkinallee 52 in Berlin für das Bundeskriminalamt“ (© inges idee).
3) Foyer
Die Raumgestaltung „RIFIFI“ von der Berliner Künstlergruppe inges idee bekam die Umsetzungsempfehlung für das Foyer des BKA. Dieser Ort übernimmt eine zentrale Funktion und bietet aufgrund seiner Architektur eine große Entfaltungsfläche für eine künstlerische Intervention. Hier werden die Besucherinnen und Besucher und die Bediensteten empfangen, hier werden die Wege zusammengeführt und die Besucher verteilt. Die Geste, demonstrativ in den Raum einzugreifen, wurde von der Jury gelobt sowie auch die Erinnerung an spektakulären Raub, der nach wie vor stattfindet. Dabei trägt diese künstlerische Arbeit zum ersten Eindruck der Liegenschaft bei, gestaltet diesen auf humoristische und spannende Weise und prägt den Ort mit. Der künstlerische Gestaltungsvorschlag wird einerseits der repräsentativen Funktion dieses Ortes gerecht, andererseits empfängt der durch die Decke durchgekommene Bohrer mit den Diamanten auf dem Boden die Bediensteten sowie Besucherinnen und Besucher und schafft und eine positive Willkommensatmosphäre.
4) Foyer Besprechungsraum
Mit seiner Konsequenz und Geradlinigkeit überzeugte das Preisgericht die Lichtinstallation „Zick-Zack“ von Cécile Dupaquier als Vorschlag für das Foyer des neu zu errichtenden Besprechungszentrums. Das Foyer des Besprechungszentrums ist ein Ort der Kommunikation und des Austausches. Hier werden Tagungen und Besprechungen durchgeführt. „Die Linie ist reduziert, bespielt aber den ganzen Raum. Sie läuft spannungsvoll in den Kubus hinein und kommt an anderer Stelle wieder heraus. In der Dunkelheit wird aus der Linie ein Blitz, und damit wird auch die Arbeit in der Außenwirkung zu einem großen Ereignis. Der Besprechungsraum wird durch den Entwurf energetisch aufgeladen“, befand die Jury.
Lichtinstallation „Zick-Zack“ von Cécile Dupaquier, 2021, Entwurf für den „Kunst am Bau“-Wettbewerb im Rahmen des Projekts „Herrichtung der Liegenschaft Puschkinallee 52 in Berlin für das Bundeskriminalamt“ (© Cécile Dupaquier).
Insgesamt lobte das Preisgericht die künstlerische Qualität der Entwürfe und deren Auseinandersetzung mit dem Standort.
Die Lichtinstallation „Schwund“ von L+S (Lutz-Rainer Müller und Stian Ådlandsvik) erhielt daher die künstlerische Anerkennung der Jury: „Der Entwurf begeistert durch seine Eigenwilligkeit, die Eleganz und dystopische Wirkung. Der Ansatz, ein armes, schon benutztes Material mit einzubeziehen, ist sympathisch. Die Arbeit ist als Raumsetzung überzeugend spröde und widerspenstig. Sie besticht durch die skulpturale Qualität der Verformung.“
Alle Teilnehmenden des Wettbewerbs erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 2.000 Euro (brutto), wenn die geforderten Leistungen insgesamt erfüllt wurden. Zusätzlich wurde für die vier Arbeitsbereiche für den 1. Platz jeweils ein Preisgeld von 2.000 Euro und für den Zweitplatzierten von 1.500 Euro ausgelobt.
Lichtinstallation „Schwund“ von L+S (Lutz-Rainer Müller und Stian Ådlandsvik), 2021, Entwurf für den „Kunst am Bau“-Wettbewerb im Rahmen des Projekts „Herrichtung der Liegenschaft Puschkinallee 52 in Berlin für das Bundeskriminalamt“ (© L+S).
Über „Kunst am Bau“
„Kunst am Bau" ist ein Element der Baukultur und ein fester Bestandteil der Bauaufgabe innerhalb der Baumaßnahmen der BImA. Die Auswahl eines guten Entwurfs durch das Preisgericht ist ein diffiziler Prozess, denn neben der künstlerischen Qualität sind Aspekte der Nachhaltigkeit, der Instandhaltung und der Arbeitsalltagstauglichkeit relevant“, erläutert Dr. Sylvia Haida, die bei der BImA zuständige Expertin für „Kunst am Bau“-Projekte. „Darüber hinaus wird dieser durch das Preisgericht zur Realisierung empfohlene Entwurf zur Visitenkarte des jeweiligen Hauses und soll identitätsstiftend sein.“
Die Ausstellung der künstlerischen Entwürfe ist für alle Interessierten von Montag, 5. Juli, bis Freitag, 16. Juli, jeweils montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr im Berliner Kronprinzenpalais (Unter den Linden 3, Großer Saal, Raum 322 im 3. Obergeschoss) geöffnet.