Kunst und Institution im Einklang
Kunst am Bau-Wettbewerbe für zwei Standorte des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe
Bonn/Karlsruhe, 9. April 2024. Der Bundesgerichtshof (BGH) ist das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland im Bereich der Zivil- und Strafrechtspflege, der sogenannten ordentlichen Gerichtsbarkeit. Für zwei unterschiedliche Standorte des BGH in Karlsruhe lobte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) 2022 zwei nicht offene Wettbewerbe mit Einladungsverfahren aus.
Ebenfalls Erstplatzierte ist Nachwuchskünstlerin Sarah Degenhardt, die für ihr Konzept „Zwischentöne“ die Realisierungsempfehlung erhält.
Der erste Kunst am Bau-Wettbewerb mit einer Realisierungssumme von 650.000 Euro sieht die künstlerische Gestaltung des großflächigen Außenbereichs an der Herrenstraße und des Palaisgartens in Karlsruhe vor. Hier waren die Gerichtsgebäude, insbesondere das zentrale Hauptgebäude und Wahrzeichen des BGH – das denkmalgeschützte Erbgroßherzogliche Palais – und die historische Parkanlage Palaisgarten bisher wenig sichtbar und durch eine Hecke und einen Zaun von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Im Rahmen einer Neugestaltung der Außenanlagen und Liegenschaftssicherung entsteht entlang der Herrenstraße ein öffentlicher Platz, der neue Einblicke in das Areal des BGH gewährt sowie die Besucherinnen und Besucher zum Verweilen einladen soll. Hierfür wurde ein künstlerischer Beitrag gewünscht, der eine Auseinandersetzung des öffentlichen Publikums mit der Institution und den Aufgaben des BGH fördert.
Fünf Konzepte und zwei Prämierungen
„Im Rahmen eines kooperativen Wettbewerbes hat ein Auswahlgremium zwölf künstlerische Positionen für die Teilnahme an diesem Wettbewerb nominiert. Diese wurden gebeten, für die erste Phase des Wettbewerbes eine Ideenskizze zu entwickeln. Nach einer kooperativen Sitzung kam es zur Auswahl von fünf künstlerischen Ideen. In der zweiten Phase des Wettbewerbes galt es für die Künstlerinnen und Künstler dann, ihre Ideen zu konkretisieren“, erklärt Dr. Sylvia Haida, Kunst am Bau-Beauftragte der BImA.
Die Künstlerinnen und Künstler stellten ihre Konzepte dem Preisgericht unter dem Vorsitz von Professor Dr. Pia Müller-Tamm, Direktorin der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, im BGH in Karlsruhe persönlich vor. Nach einer konstruktiven Diskussion hat sich das Preisgericht für die Realisierung des künstlerischen Konzepts „Iustitia“ von Alicja Kwade mit insgesamt 16 lebensgroßen Statuen aus Stein und Bronze entschieden. Ihre Arbeit wurde mit dem ersten Preis (5.000 Euro Preisgeld) prämiert und zur Realisierung empfohlen. Den zweiten Preis (4.000 Euro Preisgeld) gewann Mischa Kuball mit seinem Entwurf „politeia_(spiegelpolitik)“.
Für ihren Entwurf „Iustitia“ wird die Künstlerin Alicja Kwade mit dem ersten Preis ausgezeichnet und erhält die Realisierungsempfehlung für ihr Konzept.
Zweiter Kunst am Bau-Wettbewerb für Neubau des BGH
Parallel dazu wurde ein zweiter Kunst am Bau-Wettbewerb für den Neubau des BGH in Karlsruhe ausgelobt. Aktuell arbeiten 153 Richterinnen und Richter am Bundesgerichtshof sowie 280 weitere Personen dauerhaft in der Verwaltung, der Rechtspflege, den Senatsgeschäftsstellen und der Bibliothek am BGH. Der Neubau ist notwendig, um den gewachsenen Raumbedarf zu decken. Das Raumprogramm sieht sieben Gerichtssenate beziehungsweise circa 130 Arbeitsplätze für Angehörige des Gerichts, zwei Gerichtssäle, eine Tiefgarage sowie eine Kantine vor. Die Kantine mit Blick auf das Palais und in den historischen Palaisgarten soll durch den künstlerischen Beitrag des Wettbewerbs eine positive Raumatmosphäre erhalten. Hierfür wurde ein Wandbereich mit einer nahestehenden Säule in der Kantine zur Gestaltung mit einer Realisierungssumme von 30.000 Euro freigegeben.
Kooperation mit Kunstinstitutionen vor Ort
„In Abstimmung mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und dem BGH haben die Betriebsleitung des Bundesbaus Baden-Württemberg und die BImA im Rahmen dieses Wettbewerbes eine gezielte Förderung und Beteiligung junger künstlerischer Positionen bei Kunst am Bau angestrebt. Daher wurden zu diesem nicht offenen Kunst am Bau-Wettbewerb mit Einladungsverfahren sieben junge Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die erst kürzlich ihren Studienabschluss gemacht haben“, erläutert Christiane Gerhold aus der Leistelle Kunst am Bau des Bundesbaus Baden-Württemberg. Die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgte in Kooperation mit der Kunstakademie und Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Die Professoren Franz Ackermann, Ulla von Brandenburg, Julia Müller sowie Corinne Wasmuht von der Staatlichen Akademie der Künste Karlsruhe und Michael Bielicky, Susanne Kriemann und João Tabarra von der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe schlugen als Stimmberechtigte im Auswahlgremium sieben vielversprechende Nachwuchstalente vor. Diese hatten ebenfalls die Chance, ihre Entwürfe zeitgleich derselben Jury in Karlsruhe zu präsentieren.
Erster und zweiter Preis für Nachwuchskünstlerinnen und -künstler
Einstimmig zur Realisierung empfohlen und mit dem ersten Preis (3.000 Euro Preisgeld) gewürdigt wurde das Konzept „Zwischentöne“ von Sarah Degenhardt, das eine aufwändige Wandmalerei mit inhaltlichem Bezug zu den psychologischen und soziologischen Aspekten der Rechtsfindung vorsieht und sich harmonisch in die Architektur eingliedert. Den zweiten Preis (2.000 Euro Preisgeld) erhielten die Arbeiten „49° 00’02.6’’ S 171°35’32.9’’ W (§)“ von Natalia Schmidt und „Ohne Titel“ von Cim Jubke.
Weitere Informationen zum Wettbewerb und die Ergebnisse finden Sie hier.