„Große Hufeisennase“ als UN-Dekade Projekt ausgezeichnet

Deutschlands seltenste Fledermausart lebt in der Oberpfalz

Bonn/Hohenburg, 1. Februar 2019. Die Fledermausart Große Hufeisennase ist inzwischen fast schon zu einem Markenzeichen der bayerischen Gemeinde Hohenburg und des angrenzenden Truppenübungsplatzes Hohenfels geworden – so groß ist das Interesse der Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland und dem Ausland an der landesweit einzigen Kolonie der nachtaktiven Säugetiere. Dafür, dass die Große Hufeisennase in der Oberpfalz weiterhin attraktiven Lebensraum findet und sich Naturinteressierte über die seltene Art informieren können, wurde nun das Fledermaushaus in Hohenburg gemeinsam mit dem EU-Life+-Projekt „Große Hufeisennase in der Oberpfalz" als UN-Dekade-Projekt der biologischen Vielfalt ausgezeichnet.

Desiree Schwers vom Bundesfortsbetrieb Hohenfels (von links), Rudolf Leitl (Leiter des Life+-Projektes) und einer der zuständigen Hilfsschäfer auf dem Gelände der US-Streitkräfte. Im Projekt spielt die Beweidung eine wichtige Rolle zur Lebensraumerhaltung der Fledermausart (Foto: BImA).

Die große Zahl der zur Feierstunde im Hohenburger Rathaus erschienenen Gäste zeigte eindrucksvoll, wie viele Partner und Unterstützer sich für den Erhalt der Großen Hufeisennase engagieren. Getragen wird das Projekt zum Schutz des Lebensraumes und der Quartiere dieser Fledermausart vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), vertreten durch den Bundesforstbetrieb Hohenfels, in enger Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Amberg-Sulzbach. Die Auszeichnung zum UN-Dekade Projekt in Form eines stilisierten Holzbäumchens nahm Desirée Schwers aus dem Bundesforstbetrieb Hohenfels stellvertretend für die BImA von Dr. Christian Barth, Amtschef des Bayerischen Umweltministeriums, entgegen.

Hervorragende Lebensbedingungen auf dem Truppenübungsplatz

Die letzte Kolonie der Großen Hufeisennasen in Deutschland lebt im oberpfälzischen Hohenburg. Ihre Existenzgrundlage ist der benachbarte Truppenübungsplatz Hohenfels. Auf dem 1938 eingerichteten und Anfang der 50er-Jahre nochmals erweiterten, rund 160 Quadratkilometer großem Übungsgelände fand nie eine intensive Landwirtschaft mit Einsatz von Pestiziden statt. Das daraus resultierende enorm hohe Insektenvorkommen und die reich strukturierte Landschaft bieten hervorragende Lebensbedingungen für die Große Hufeisennase und rund 20 weitere Fledermausarten. Die im Oberpfälzer Jura typischen Karsthöhlen werden von den Fledermäusen als Überwinterungsquartiere genutzt.

Dass die Großen Hufeisennasen auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels leben, ist schon seit den achtziger J80er-Jahren bekannt. Eine aufwendige Telemetrie-Studie der Universität Erlangen identifizierte 1992 ein nicht mehr genutztes landwirtschaftliches Anwesen in Hohenburg als sogenanntes Wochenstubenquartier, also als Kinderstube der Großen Hufeisennasen. Im Jahr 2007 wurde das Anwesen mit Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds, des Vereins zur Sicherung wertvoller Landschaftsbestandteile und des Landesbund für Vogelschutz angekauft und anschließend saniert.

Im Rahmen eines EU Life+-Projektes von 2012 bis 2018 wurden nun die Lebensbedingungen für die Großen Hufeisennasen weiter verbessert und das Bewusstsein der Bevölkerung für die bedrohte Fledermausart und für den Artenschutz allgemein gefördert.

Die Großen Hufeisennasen im Winterquartier auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels (Foto: BImA).

Der Erfolg spricht für sich

Die Beschäftigten des Bundesforstbetriebs Hohenfels sind für die BImA als Eigentümerin des Truppenübungsplatzes für alle forstlichen und naturschutzfachlichen Aufgaben verantwortlich. Die US-Streitkräfte stimmten den Projektaktivitäten auf dem Truppenübungsplatz zu. Es ist übrigens das erste Life+-Projekt, das auf einem aktiv genutzten militärischen Übungsgelände in Deutschland durchgeführt wurde.

Neben umfangreichen Entbuschungen und Obstbaumpflanzungen mit historischen Sorten führte der Bundesforstbetrieb Hohenfels auf dem Truppenübungsplatz auch Maßnahmen zur Vernetzung von Jagdhabitaten durch und legte hierzu Verbindungskorridore in Waldflächen an. Außerdem wurde im Fledermaushaus in Hohenburg ein Informationszentrum zur Großen Hufeisennase untergebracht.

Die gemeinschaftlichen Bemühungen aller Beteiligten haben sich sichtbar gelohnt: Die Zahl der Tiere der Große Hufeisennasen-Kolonie in Hohenburg stieg von 83 zu Projektbeginn 2012 auf 184 Tiere zu Projektende 2018.

Bundesforstbetrieb Hohenfels erneut ausgezeichnet

Der Bundesforstbetrieb Hohenfels wurde damit schon zum zweiten Mal im Rahmen der UN-Dekade der biologische Vielfalt ausgezeichnet. Bereits 2013 gab es den Preis für den Wiederaufbau der Kirche Bergheim als Fledermausquartier.

„Die Große Hufeisennase hat es geschafft, die unterschiedlichsten Protagonisten zu einem gemeinschaftlichen Projekt zusammenzuführen, und der Bundesforst ist seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner dieser Gemeinschaft", so das Resümee von Lothar Schmid, Leiter der Abteilung Naturschutz der Sparte Bundesforst.

Weitere Informationen zur Großen Hufeisennase, zum Life+-Projekt und zur UN-Dekade sind unter folgenden Links im Internet zu finden:

www.lbv.de/naturschutz/life-natur-projekte/life-projekt-grosse-hufeisennase

www.lbv.de/ratgeber/naturwissen/tier-webcams/hufeisennase-webcam

www.undekade-biologischevielfalt.de

Die Vernetzung der Jagdhabitate der Großen Hufeisennase sichert den Fortbestand der seltenen Fledermausart. Hier wurde mit schwerem Gerät (Forstfräse, Mulchgerät) eine zugewachsene Schneise wiederhergestellt und erweitert, die zukünftig durch Beweidung und regelmäßiges Mulchen freigehalten wird (Foto: BImA).