Die verschiedenen Wege, Wohnraum zu schaffen

Verkauf und Liegenschaftsentwicklung auf europäischer Ebene

In Berlin-Mitte entsteht auf 2.500 Quadratmetern neuer Wohnraum in der Dreispitz-Passage (Foto: BImA).

Berlin/Bonn, 29. Mai 2024. In den Niederlanden kümmert sich der staatliche Immobilienverwalter „Rijksoverheid“ auch um die Paläste der Königsfamilie. Und in Island kämpfen die Kolleginnen und Kollegen des FSRE mit den Auswirkungen der anhaltenden Vulkanausbrüche. Man könnte also meinen, die Probleme der nationalen Immobilieninstitutionen in Europa sind höchst unterschiedlich. Die Quintessenz der Teilnehmenden an dem diesjährigen Erfahrungsaustausch des „Working Table Sales and Development“ (Verkauf und Entwicklung) des Public Real Estate Network (PuRE-net) in Berlin war allerdings: So unterschiedlich die Unternehmen arbeiten, Lösungen für mehr Wohnraum suchen sie alle. 

Wie sehr sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) für bezahlbares Wohnen engagiert, stieß bei den Gästen aus elf Ländern auf großes Interesse: Neben Marie-Kathrin Zimmermann aus dem Kölner Verkaufsteam der BImA, die die Verbilligungsrichtlinie erläuterte, beschrieb Heidrun Hendricks,BImA-Abteilungsleiterin Portofoliomanagement für Berlin und Brandenburg, verschiedene Projekte der Wohnraumoffensive der BImA, die viele interessierte Nachfragen der anderen europäischen Länder hervorrief. Die niederländischen Teilnehmerinnen berichteten zum Beispiel, dass dort die Devise vorherrsche, dass der Staat nur die Dinge übernehmen sollte, die der private Markt nicht regeln könne. Gleichzeitig würden im Nachbarland – genau wie etwa in Island – dringend Wohnungen benötigt. Man versucht dort den Wohnungsbau durch den Verkauf von Staatsliegenschaften zu ermöglichen.

Gäste aus elf Nationen trafen sich zwei Tage zum Austausch im Kronprinzenpalais (Foto: BImA).

Nachhaltigkeit auch beim Verkauf

Genau wie die BImA ist die norwegische Statsbygg gebunden, ihre Liegenschaften nur zum vollen Preis zu verkaufen. In ihrer Präsentation stellte die Delegation aus Skandinavien vor, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht nur bei Betrieb und Bau von Gebäuden, sondern auch bei Verkäufen in den Fokus gerückt sei. Anhand der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen wolle man Kriterien für den Verkauf entwickeln, um nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern. So könne man sich vorstellen, neben dem Kaufpreis auch ein bestimmtes Konzept – zum Beispiel für bezahlbaren Wohnraum – zu verlangen.

Wohnungen statt Shopping-Mall

Wie bestehende Liegenschaften besser genutzt werden können, präsentierte Heidrun Hendricks in der Dreispitzpassage an der Berliner Friedrichstraße. Das Quartier war ursprünglich für eine Wohn- und Geschäftsnutzung konzipiert, die Ladenpassage steht jedoch seit vielen Jahren aufgrund mangelnder Nachfrage leer. Die BImA-Pläne sehen vor, stattdessen auf insgesamt 2.500 Quadratmetern zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Der Neubau berücksichtigt Nachhaltigkeitsaspekte, wie etwa den Wiedereinbau von Materialen der jetzigen Passage, die abgerissen wird. Zudem wird eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert; das Regenwasser wird aufgefangen und dient der Bewässerung des grünen Innenhofs. Baumaterialien, die neu eingebaut werden, sind recyclerbar. Die begrünte Fassade und der Innenhof unterstützen das Mikroklima. Der Innenhof dient auch sozialen Aspekten, etwa als Rückzugsmöglichkeit inmitten einer turbulenten Metropole und als Treffpunkt der Anwohnerinnen und Anwohner. „Durch die kluge Planung und die optimale Ausnutzung der Flächen schaffen wir es, dass die künftigen bezahlbaren Mieten kostendeckend sein werden“, betonte Heidrun Hendricks. Um hier mehr zu erfahren, zeigten einige Teilnehmende Interesse an einem vertieften Austausch im Anschluss an die Tagung.

Organisierten die Berliner Tagung (von links): Heidrun Hendricks, Arne Omet und Marie-Kathrin Zimmermann (Foto: Daniel Přibyl/UZSVM).

Mehr zum Netzwerk PuRE-net

Im Netzwerk der staatlichen europäischen Immobiliendienstleister Public Real Estate Network (PuRE-net) engagiert sich die BImA im internationalen Austausch. Bei regelmäßigen Treffen tauschen sich die insgesamt 22 Mitgliedsländer von Finnland bis Zypern über ihre Erfahrungen im Management öffentlicher Immobilien und dem Bauwesen aus. Neben einer Jahrestagung treffen sich die Vertreterinnen und Vertreter auch in kleineren Gruppen bei sogenannten Working-Tables, um konkrete Fachthemen zu besprechen. Zum Austausch „Sales & Area Developement“ lud in diesem Jahr die BImA ins Berliner Kronprinzenpalais ein. Schwerpunkt dabei: Möglichkeiten zur Schaffung von Wohnraum.