BImA schützt 20.000 Schafe besser vor dem Wolf

Ehemaliger Truppenübungsplatz Münsingen 

Bonn/Münsingen, 31. Juli 2024. Der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen im Herzen des Biosphärengebiets Schwäbische Alb ist eines der größten naturbelassenen Offenlandgebiete Deutschlands, auf dem mehr als 20.000 Schafe weiden. Da künftig mit einer Zunahme der Wolfspräsenz in dem Gebiet zu rechnen ist, schützt der Bundesforstbetrieb (BFB) Heuberg der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die Schafe schon jetzt besser.

Siegbert Lamparter (Zaunbauexperte für Herdenschutz) erläuterte die technische Umsetzung des Elektroschutzzaunes.

Die BImA verfolgt das Ziel, dass auf dem ehemaligen Militärgelände Schafe auch zukünftig sicher weiden können. Deshalb hat der Leiter ihres Forstbetriebes Heuberg, Marco Reeck, eine Projektarbeitsgruppe gegründet, um auf das zu erwartende Erscheinen des Wolfes vorbereitet zu sein. „Wir haben für die besonderen Rahmenbedingungen dieser Bundesliegenschaft ein angepasstes Konzept zum Herdenschutz erarbeitet“, berichtet Reeck.

Fachleute aus dem Umweltministerium Baden-Württemberg und Herdenschutz-Experten der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg (FVA) standen der Gruppe dabei beratend zur Seite. „Aufgrund des aktuellen Wolfbestands in Deutschland und der zu erwartenden, fortschreitenden Ausbreitung der Tierart kann jederzeit auch auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen mit Wölfen gerechnet werden”, so Dr. Micha Herdtfelder, Vertreter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.

Kampfmittelbelastung des Geländes erschwerte die Installation von Elektroschutzzäunen

Als Herdenschutzmaßnahmen kommen prinzipiell Elektrozäune, Herdenschutzhunde wie auch der Einsatz von Hirten in Kombination mit Nachtpferchen in Frage. Nach sorgfältiger Abwägung wurden Elektrozaunnetze als effektivste Herdenschutzmaßnahme für die Schäfereien auf dem Truppenübungsplatz ausgewählt. Elektronetze werden schon standardmäßig bei der Installation von Nachtpferchen eingesetzt. Entscheidend bei dem Einsatz der Netze für den Schutz vor Wölfen ist unter anderem eine optimale Erdung.

Markus Beschorner (Rundfunk SWR Studio Tübingen; Foto v.l.) im Interview mit Schäfer Christian Stotz und Olaf Klußmann (Projektverantwortlicher BFB Heuberg; Fotos: BImA).

Da der Boden der parkartigen Weidelandschaft mit Kampfmitteln belastet ist, übernahmen die Expertinnen und Experten des BFB die Koordination der Kampfmittelräumung, um die notwendigen Erdungsstäbe einen Meter tief setzen zu können. Dies erleichtert die Arbeit der Schäfer ganz erheblich. Die Arbeiten zum Schutz der Schafe wurden kürzlich abgeschlossen. Die Projektarbeitsgruppe bestand aus den Berufsschäfern vor Ort, dem Landesschafzuchtverband, dem Naturschutzbund (NABU) Baden-Württemberg, der Unteren Naturschutzbehörde und der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.

Beweidung durch Schafe erhält besondere Kulturlandschaft 

Durch die extensive Beweidung von rund 20.000 Schafen von insgesamt 13 Berufsschäfern wird eine Kulturlandschaft erhalten, wie sie bereits im 19. Jahrhundert auf der Schwäbischen Alb üblich war. „Durch seine spezielle Nutzungsgeschichte hat das Gelände naturschutzfachlich international, national und regional eine große Bedeutung“, erläutert Ester Aminde, Vertreterin der Unteren Naturschutzbehörde Reutlingen.

Allerdings hat die mehr als hundert Jahre andauernde Nutzung als Truppenübungsplatz zu einer hohen Kampfmittelbelastung dieser Bundesliegenschaft geführt. Heute ist das Areal Sperrgebiet, durch das gesicherte und gekennzeichnete Wanderwege führen. Außerdem werden geführte Touren durch Truppenübungsplatz-Guides für Interessierte angeboten.